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Wandern

Transcaucasian Trail: Wandern im Kaukasus 

Wandern im Kaukasus? Ist großartig! Unser Interview mit Paul Stephens, der den Transcaucasian Trail ins Leben rief.

Datum 02.11.2020

Herr Stephens, wie kamen Sie auf die Idee mit dem Transcaucasian Trail?

PAUL STEPHENS: 2010 arbeitete ich als Englischlehrer in Tiflis, damals wanderte ich zum ersten Mal durch Swanetien. Schon als Teenager in der High School war ich mit meinem Bruder Teile des Appalachian Trail, eines berühmten Wanderwegs im Osten der USA, gegangen. Nun dachte ich mir, es wäre großartig, wenn ein ähnlicher Weg durch den ganzen Kaukasus verliefe. Der Kaukasus ist klein genug, dass man ihn in einer Saison durchwandern kann, und er bietet eine unglaubliche Vielfalt an Kulturen und Landschaften. 

Wie haben Sie die Route geplant?

2015 begannen wir, die Wege auszukundschaften. Wir studierten russische Militärkarten, wanderten monatelang durch die Berge und fragten nach alten Pfaden. Die meisten waren Wege zwischen Dörfern oder Ochsenpfade, auf denen die Bauern mit Holzschlitten ihr Heu ins Tal brachten. Im Westen folgten wir einer byzantinischen Handelsstraße nach Abchasien. Die Bergpässe kannte ohnehin jeder, sie werden seit Jahrtausenden von Jägern und Hirten genutzt.

Wie setzen Sie die Wege instand?

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Seit 2016 arbeiten jeden Sommer Freiwillige am Wegverlauf. Sie haben Brücken gebaut, überwucherte Wege von Gestrüpp befreit, die steilen Pfade der Swanen verbreitert und durch zusätzliche Serpentinen entschärft. Manche Abschnitte mussten wir auch komplett neu bauen.

Wie weit sind Sie damit bisher gekommen?

In Swanetien haben wir einen 125 Kilometer langen Weg fertig, der gut zu gehen ist. Einen ähnlich langen Abschnitt vom Kasbek bis nach Tuschetien veröffentlichen wir bald auf unserer Website. Aber langsam wird uns klar, dass wir unsere Ambitionen herunterschrauben müssen. Wir überlegen, den Leuten Apps an die Hand zu geben und weitere Abschnitte freizugeben, die zwar nicht perfekt, aber begehbar sind. Vielleicht haben wir so in ein paar Jahren einen Weg, auf dem man Georgien durchqueren kann. Es wird aber eine abenteuerliche Tour.

Weitere Informationen finden Sie auch unter: www.transcaucasiantrail.org

Weitere Wander-Tipps für den Kaukasus

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Überirdische Schönheit

Der Botanische Garten von Batumi, wo subtropisches Klima herrscht, ist der Garten Eden Georgiens. Vom Strand am Grünen Kap führen Wege die Hügel hinauf, vorbei an Tausenden exotischen Pflanzen.

www.bbg.ge/en

Bordschomi-Charagauli 

Einst war der Ort Bordschomi im ganzen Zarenreich für sein Heilwasser berühmt, Aristokraten bauten sich Ferienvillen und einen Kurpark mit Thermalbecken. Heute kommen vor allem Wanderer in den Kur­ort im Kleinen Kaukasus, von Tiflis aus rund zweieinhalb Stunden Autofahrt nach Osten. Sie schätzen ihn als Basislager für den ältesten und größten Nationalpark Georgiens: Bordschomi­-Charagauli. Über 76000 Hektar erstreckt sich das Schutz­gebiet, zwei Drittel davon sind überzogen von außergewöhnlich artenreichem Berg­wald, von Rhododendron und Kirsch­lorbeer über Hopfenbuchen bis zu Wild­birnen wächst hier alles. Auf den Berg­hängen grasen Kühe, und weit oben leben Gämsen und Steinadler. Durch das Unterholz streifen Braunbären, Wölfe, Luchse und kaukasische Rothirsche. Wer einen der zwölf vorbildlich markierten Wanderwege geht, bekommt sie leider nur selten zu sehen – mit Glück aber zu hören: nachts in einer der Berghütten, die mit deutscher Entwicklungshilfe für Mehrtagestouren an den Wegen gebaut wurden. Tipp für alle, die unbeschwert wandern möchten: Man kann vor Ort auch Lastenpferde buchen, die das Ge­päck von Hütte zu Hütte tragen.

www.nationalparks.ge

Über der Schlucht

Auf dem neuen Weg durch den Okatse Canyon, der eine Stunde nördlich von Kutaissi liegt, sollte man besser keine Höhenangst haben. Er führt über in die weiße Kalkwand geschraubte Stahlträger hoch über dem Fluss bis zu einer hängenden Plattform. Der Nervenkitzel lohnt sich: Von oben sieht man einen Wasserfall über drei Stufen mehr als 100 Meter in die Schlucht hinabstürzen.

www.nationalparks.ge

Auf den Gipfeln

Einige der höchsten Berge Georgiens liegen im Norden an der Grenze zu Russland. Den 5047 Meter hohen Kasbek kennt man aus griechischen Sagen, die Götter ketteten dort der Legende nach Prometheus an. Als schönster – und gefährlichster – aller Berge gilt der Uschba mit seinen rund 4700 Meter hohen Hörnern. Touren zu seinem Gipfel organisiert etwa der Anbieter Svaneti Outdoor Adventure. Ganz unangestrengt: der Blick auf den Uschba von der Terrasse der Bergstation der Seilbahn im Skigebiet Hatsvali.

www.svanetioutdoor.com

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