Patios de Córdoba: Die schönsten Innenhöfe von Andalusien

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„Patio“, das heißt Innenhof – und die Innenhöfe im andalusischen Córdoba sind nicht nur lauschige Orte zum Entspannen, sondern auch besonders hübsche. Wenn es im Sommer heiß in Córdoba wird, sind die Patios außerdem ideale Rückzugsorte. Jedes Jahr wetteifern die Besitzer um den Titel des schönsten Patios, so auch 2025. Vom 5. bis zum 18. Mai findet in Córdoba die Fiesta de los Patios statt, bei dem Besucher durch die bezaubernden Innenhöfe schlendern können und der schönste Patio der Stadt gekürt wird.
Alles, was Sie über die Fiesta de los Patios in Córdoba wissen müssen.
Wo liegt Córdoba?
Córdoba liegt in Andalusien in Südspanien. Die Stadt befindet sich rund 140 Kilometer nordöstlich von Sevilla und etwa 160 Kilometer nordwestlich von Granada.
Was sind die Patios von Córdoba?

Ganz allgemein versteht man unter einem Patio einen offenen Innenhof, der häufig in der Architektur südlicher Länder wie Spanien, Marokko oder Lateinamerika vorkommt. Ursprünglich dienten Patios dazu, Licht und frische Luft in die oft dicht gebauten Häuser zu bringen und einen geschützten Raum zu schaffen.
Die Patios von Córdoba sind besonders bekannt für ihre üppige Bepflanzung, bunt geschmückten Wände und dekorativen Brunnen.
Warum wird die Fiesta de los Patios gefeiert?
Die Tradition der Innenhöfe in Córdoba hat ihre Wurzeln in der Zeit der römischen und später der maurischen Herrschaft. Um sich vor der drückenden Sommerhitze zu schützen, errichteten die Menschen ihre Häuser rund um schattige Innenhöfe. Besonders die Mauren brachten dabei ihre Vorliebe für leuchtende Farben und betörende Düfte in die Gestaltung ein und prägten so das Erscheinungsbild der Patios nachhaltig. Das Festival der Patios wurde erstmals im Jahr 1918 gefeiert und knüpft an die alte Gewohnheit an, die warmen Nächte Andalusiens gemeinsam mit Freunden und Nachbarn im Hof zu genießen. Während des Spanischen Bürgerkriegs musste das Fest pausieren, doch seit den 1950er Jahren wird es Jahr für Jahr erneut ausgerichtet.
Nun findet also jedes Jahr im Mai in Córdoba das berühmte Festival de los Patios statt, das sogar von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt wurde. Mit dem Fest wird nicht nur die Schönheit der blühenden Patios gewürdigt, sondern auch das Engagement der Bewohner gefeiert, die ihre Höfe mit großer Hingabe pflegen und schmücken.
Die Magie der Patios de Córdoba
Als Manuel Cachinero vor Jahren das barocke Herrenhaus von 1782 in der Straße La Palma erwarb, erfüllte sich für ihn ein Traum – ein Traum aus Säulen und Reliefs. Der lauschige Innenhof begeisterte den Bildhauer vollends. Er fand eine Tränke für die Pferde und einen Brunnen mit arabesken Motiven vor. Einst fuhren im Patio Pferdekutschen mit festlich gewandeten Herrschaften vor. Nun ist der Hof Cachineros Freiluftatelier. Unter seinen Händen verwandelt sich Metall in Stierkämpfer, Tänzer und Christusfiguren. Jedes Jahr kommt der von dicken Mauern umgebene Innenhof, der sich hinter kunstvoll verzierten Holztüren verbirgt, Manuels Vorstellungen vom Garten Eden einen Schritt näher.
Zitronen- und Mandarinenbäumchen verströmen einen betörenden Duft. Hortensien protzen mit kindskopfgroßen Ballen. Der größte Schatz aber ist die Bougainvillea, deren Schönheit die Konkurrenz aussticht. Wie ein Wasserfall flutet sie mit ihren Abertausend Blüten die schneeweiß gekalkte Hauswand hinab. So viel grüner Zauber will gepflegt werden. Und vor allem regelmäßig gegossen. Denn in den Mittagsstunden verwandeln sich Córdobas Straßen in eine Gluthölle.
Andalusiens lauschige Innenhöfe: Geschützte Rückzugsorte

Mehr als 4.000 Patios soll es in der südspanischen Stadt Córdoba geben. Für ihre Besitzer sind die schmucken Innenhöfe gute Stube, Ort der Stille und kühle Rückzugsorte in einem. Wenn sich bleierne Hitze über die Stadt legt, dann sind die schattigen, mit Blumen und Bäumen gespickten Höfe eine wahre Wohlfühloase. Hier bügelt die Mama die Wäsche, hier erledigen die Kinder ihre Schularbeiten, hier trifft man sich mit Freunden zum geselligen Beisammensein. Der Patio vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit – und holt das Treiben auf der Straße dennoch nach drinnen. Wirklich verschlossen sind seine Türen nie. Ein Klopfen – und wie von Zauberhand öffnet sich das Allerheiligste auch für Fremde.
Die Geschichte der Patios in Córdoba

Schon die Römer und Westgoten entdeckten die ummauerten Gärten als Geheimwaffe gegen die Hitze. Doch erst die Araber, die fast 800 Jahre lang über weite Teile der Iberischen Halbinsel herrschten, erhoben die Gestaltung der Höfe zur Kunst. In großen Höfen markierten Schatten spendende Palmen den Mittelpunkt, in kleineren erfreuten bunte Blütentupfer das Auge.
Die neuen Herrscher pflasterten die Wände mit bunten Kacheln, deren verschnörkelte Motive eine Reminiszenz an die alte Heimat waren. Sie ließen rechteckige Bassins voller Wasserpflanzen anlegen und Brunnen bauen. Viele Patios werden noch heute mit Flusskieseln aus dem Guadalquivir gepflastert. Die schwarz-weißen Muster sind nicht nur eine Augenweide, sie dienen auch als eine Art Klimaanlage. „Morgens spritzen wir die Höfe. Das Wasser sammelt sich in den Vertiefungen und kühlt dadurch den Patio“, sagt Bildhauer Cachinero. Sein Innenhof hat beim alljährlichen Wettstreit um Córdobas schönsten Patio schon zahlreiche Preise eingeheimst.
Als Abd ar-Rahman I. vom Herrschergeschlecht der Omaijaden Mitte des 8. Jahrhunderts das unabhängige Emirat Córdoba gründete, legte er den Grundstein für eine Metropole, die rund eine halbe Million Einwohner zählte. Der Omaijade ließ Gärten mit perfekter Harmonie anlegen und Paläste, Bäder und Schulen errichten, darunter sein wichtigstes Vermächtnis: die Mezquita, die unter seinen Nachfolgern zur größten Moschee des Islams in Europa werden sollte. Das dafür notwendige Grundstück kaufte der Maure den Westgoten ab. Deren Glaube tolerierte er, solange die „Ungläubigen“ brav zusätzliche Steuern zahlten.
Astronomen, Mathematiker und Ärzte machten Córdoba zu einem bedeutenden Zentrum der Wissenschaft und Kultur. Hier wurden die Texte antiker Philosophen aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt, Händler machten gute Geschäfte. Mehr als 300 Moscheen, eine Universitätsbibliothek mit 400.000 Büchern und 300 Maurische Bäder soll es in Córdoba gegeben haben.
Patios de Córdoba: Geheimtipp im Mai

„Mein Patio ist mein ganzer Stolz“, sagt Immaculada Zafra, die ihr Reich hinter dicken Mauern ebenso pflegt wie Bildhauer Cachinero. Aus jedem Tontopf oder Kübel in dem Innenhof in der Calle Alfonso XII rankt, quillt und wuchert, leuchtet und duftet es. Dass der Patio der Señora mit den grauen Locken nicht im Barrio San Basilio liegt, hat im Mai nur Vorteile. Wenn die ganze Stadt beim Wettbewerb um den schönsten Patio mitfiebert, ist das Vorzeige-Stadtviertel rappelvoll. Vor den Patios bilden sich lange Warteschlangen.
Bei Immaculada Zafra aber muss keiner warten – und man ist jederzeit willkommen. Denn Urlaub macht die begeisterte Hobbygärtnerin nicht: Schließlich ist die Sorge um ihren geliebten Patio ein Fulltime-Job.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Córdoba

Der Glanz jener Tage ist verblasst. Von der Medina Azahara – der terrassenförmig angelegten Sommerresidenz der Kalifen, wo Botschafter aus allen Teilen Europas von der Pracht der maurischen Herrscher geblendet waren – blieben nur ein paar kümmerliche Mauern übrig. Und doch ist der Mythos von al-Andalus, wie die Araber ihr Reich auf der Iberischen Halbinsel nannten, allgegenwärtig.
Das Minarett der Gebetshalle im Patio de los Naranjos, auf dessen Spitze Besucher einen Panoramablick über Córdoba haben, wurde nach der Rückeroberung zwar durch die Christen ummantelt. Doch die arabesken Inschriften an den hellen Mauern, die Brunnen, ursprünglich bestimmt für rituelle Waschungen, vor allem aber die Mezquita blieben weitgehend erhalten.
Die Mezquita, Andalusiens größte Sehenswürdigkeit, ist neben der Alhambra in Granada das berühmteste Zeugnis des maurischen Mudéjar-Stils. 800 Säulen tragen dieses Meisterwerk der Architektur – im Inneren verzaubern steinerne Doppelbögen oder eine muschelförmige, mit Goldmosaiken verkleidete Gebetsnische die Besucher. Heute zählt die Moschee-Kathedrale gemeinsam mit der historischen Altstadt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Und weil die Patios so prägend für die andalusische Stadt sind, wurden sie gleich mit unter Schutz gestellt.
Mehr Infos zu Córdoba: Patios, Anreise und Co.

Anreise: Von den Flughäfen Málagas und Sevillas fahren Züge in je unter einer Stunde nach Córdoba.
Unterkunft: In Córdobas Altstadt gibt es zahlreiche Unterkünfte mit Frühstück. Aber: Während des Festivals de los Patios steigen die Preise deutlich.
Fest: Das Festival de los Patios findet 2025 vom 5. bis zum 18. Mai statt. Dann sind von den insgesamt 4.000 Innenhöfen fast 60 Stück für Besucher geöffnet. Aber auch das ganze Jahr über können private Touren gebucht werden. Die Kosten beginnen ab 16 Euro pro Person.
Kosten: Der Eintritt in die Innenhöfe selbst ist kostenlos.
- mit Roswitha Bruder-Pasewald, dpa