7 italienische Seen, die noch echte Geheimtipps sind

Im Sommer nach Italien – ein absoluter Urlaubsklassiker. Das Land hat einfach so viele schöne Kulissen und weckt sofort Dolce-Vita-Romantik. Leider hält dieser Traum an vielen Orten Italiens nicht der Realität stand. Regionen wie die Toskana, Latium oder die Lombardei sind dermaßen beliebt, dass aus entspannten Drinks unter bunten Sonnenschirmen eher ein Drängen und Schieben durch ehemals pittoreske Altstädte wird – und das Urlaubsfeeling schnell wieder schwindet. Darüber hinaus wird es auch in Italien zunehmend heißer durch den Klimawandel, Abkühlung schaffen dann nur das Meer und die vielen Seen des Landes. Kein Wunder also, dass es an den berühmten Seen wie Lago di Garda und Lago Maggiore dann schnell voll wird. Doch es gibt auch weniger bekannte Gewässer, die noch Ruhe und Geheimtipp-Faktor mitbringen.
Merian stellt Ihnen sieben unbekanntere Seen in Italien vor.
Lago di Bolsena, Latium

Den Namen Lago di Bolsena (deutsch: Bolsenasee) kennen die meisten zwar, doch als Urlaubsort ist das Gewässer in der Region Latium, nordwestlich von Rom, noch denkbar unterschätzt. Der Lago di Bolsena ist mit einer Fläche von 113 Quadratkilometern der größte Vulkansee in Europa und besticht mit extrem klarem, sauberem Wasser. Naturliebhaber kommen schon länger hierher, Tagesausflügler genießen die Postkarten-Idylle, gehen baden oder betreiben Wassersport.
Rund um den See erstrecken sich kleine Dörfer. Besonders schön ist Bolsena, die namensgebende Stadt mit rund 3.700 Einwohnern. Sie verfügt über einen pittoresken Hafen und Sehenswürdigkeiten wie die Kathedrale Santa Cristina und das Castello di Bolsena mit dem Museo Territoriale Del Lago di Bolsena.
Zugegeben, für einen ganzen Urlaub muss man schon etwas weiter gehen, Bolsena allein ist schnell erkundet. Empfehlenswert ist zum Beispiel ein Ausflug nach Capodimonte am Südufer des Flusses – hier gibt es die schönsten Badestellen – oder nach Montefiascone, das nicht in erster Reihe am Ufer liegt, aber durch seine exponierte Lage auf einem Hügel die besten Ausblicke auf den Bolsenasee gewährt. Innerhalb des Sees befinden sich außerdem zwei Inseln, die Isola Bisentina und die Isola Martana. Letztere ist in Privatbesitz und kann nur vom Boot aus betrachtet werden, die Isola Bisentina ist jedoch seit 2022 für die Öffentlichkeit zugänglich.
Lago di Ledro, Trentino-Südtirol

Ein unscheinbarer Nachbar des Gardasees ist der Lago di Ledro, nur rund 13 Kilometer von Riva del Garda entfernt. Mit einer Fläche von 219 Hektar zählt der Ledrosee zu den kleineren oberitalienischen Gewässern. Dennoch ist er groß genug, dass gleich mehrere Urlaubsorte an seinen Ufern Platz finden. So etwa Molina di Ledro mit dem beliebten Pfahlbaumuseum, das zum UNESCO-Welterbe zählt und die Geschichte der einstigen Pfahlbauten und -dörfer anschaulich darstellt.
Weil Molina di Ledro – genau wie Mezzolago am Nordufer – direkt an der Straße SS240 liegt, ist hier immer ein wenig Durchgangsverkehr, viele kommen vom Gardasee und halten hier für einen Tagesausflug an. Ruhiger haben Besucher es in Pur am Südufer, wo es neben einem Hotel und einem Strand jedoch kaum Infrastruktur gibt – für einen entspannten und ruhigen Urlaub ist der Ort aber bestens geeignet.
Ohnehin ist der Lago di Ledro genau das: eine Ruheoase abseits des überfüllten Gardasees. Hier steht noch die Natur im Vordergrund. Der See, der in der Eiszeit entstanden ist, bietet sich sowohl zum Baden als auch zum SUPen, Angeln und Kajakfahren an. Rundherum erstrecken sich malerische Wanderwege durch die bewaldeten Hänge, die den See einrahmen. Auch Radfahrer und Mountainbiker werden hier glücklich.
Lago d’Iseo, Lombardei

Zugegeben, der Iseosee ist nicht mehr ganz so unbekannt wie viele andere der hier aufgelisteten. Der 65,3 Quadratkilometer große See westlich des Lago di Garda hat in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen – als Gardasee in klein und ruhig, als Zuflucht vor den Besucherströmen, die am Nachbarsee zu erwarten sind. Bekanntheit erlangte der Lago d’Iseo darüber hinaus durch die Monte Isola, die größte bewohnte Insel in einem europäischen See, die im Jahr 2016 vom Künstler Christo für eine Kunstinstallation genutzt wurde. „The Floating Piers” gingen in Foto- und Videoaufnahmen um die Welt und ließen immer mehr Personen vom Gardasee aus gen Westen schauen.
Und doch ist ein Urlaub im Sommer hier noch immer eine gute Idee, die wenigsten Dörfer und Städte am Ufer überlaufen. Der Hauptort Iseo punktet mit einer lässigen Hafenpromenade und einer malerischen Altstadt, außerdem findet hier einer der schönsten Wochenmärkte am Iseosee statt (dienstags und freitags). Von Iseo aus starten regelmäßig Boote zur Monte Isola, die ebenfalls einen Ausflug lohnt. Das Eiland ist komplett autofrei und beherbergt einige Fischerdörfer, hier lässt es sich sehr gut Radfahren. Ein Highlight ist die Kirche Santuario della Madonna della Ceriola, auf einem Hügel mit besonders imposantem Ausblick auf den Iseosee. Neben Iseo und der Insel bieten sich vor allem Sarnico, Pisogne, Clusane sul Lago und Sulzano als Ausflugstipps an.
Übrigens: Hier lesen Sie mehr über den Iseosee und seine schönsten Orte.
Lago di Scanno, Abruzzen

Als Urlaubsort noch unbekannt, als Motiv insbesondere bei der Drohnen-Fotografie aber überaus beliebt: der Lago di Scanno im Parco Nazionale d'Abruzzo. Der Bergsee sieht nämlich von oben betrachtet wie ein Herz aus. Vom Aussichtspunkt namens Belvedere del Cuore hat man den besten Ausblick auf den See mit seiner Herzform. Eingerahmt wird der Lago di Scanno von bewaldeten Hängen, er selbst liegt auf einer Höhe von 930 Metern. Durch diese exponierte Lage und die grüne Umgebung des Nationalparks ist das Klima hier etwas gemäßigter als an vielen anderen Seen Italiens – der Scannosee eignet sich also bestens für einen erfrischenden Sommerurlaub.
Am Ufer selbst finden sich kaum Ortschaften, in das namensgebende Dorf Scanno fährt man mit dem Auto sechs Minuten. Dort gibt es Bed & Breakfasts, Hotels und verschiedene Cafés sowie Restaurants. Die Gemeinde Scanno beherbergt rund 2.000 Einwohner, das Dorf verzaubert mit Altstadtgassen, authentischen Boutiquen und seiner Lage am Berghang. Bekanntheit erlangte es unter anderem durch Henri Cartier-Bresson, der hier einst fotografierte. Und auch heute zählt das Dorf zu den am meisten fotografierten Orten in den Abruzzen. Viele Restaurants servieren traditionelle abruzzesische Gerichte, etwa Arrosticini (Fleischspieße aus Lamm oder Schaf), Trüffel aus der Region oder Bergkäse.
Am See selbst ist es sehr ruhig und naturbelassen, es gibt mehrere Badestellen sowie Bootsverleihe. Ein Wander- und Radweg führt um das Gewässer. Auch sonst ist die Gegend perfekt für Naturliebhaber und Aktivurlauber geeignet: Vor allem Mountainbiker kommen in diesen Höhen auf ihre Kosten.
Lago di Montedoglio, Toskana

Ein Naturrefugium, das seinesgleichen sucht: Die Ufer des Lago di Montedoglio sind beinahe unbewohnt, der See misst nur 7,7 Quadratkilometer. Gesäumt wird er von Olivenhainen, Wäldern und Hügeln. Etwas weiter im Hinterland finden sich verschiedene Orte sowie die Mehrzahl an Hotels und Ferienwohnungen. Der Lago di Montedoglio entstand erst in den 1980er Jahren als Stausee aus dem Wasser des Flusses Tevere (Tiber) und dient heute mitunter der Trinkwasserversorgung. Baden ist deshalb untersagt, Angeln aber erlaubt. Im Lago di Montedoglio leben Hechte, Karpfen und Zander. Außerdem findet sich hier eine beeindruckende Artenvielfalt an Vögeln, die von verschiedenen Plätzen aus beobachtet werden können.
Weil rund um den See fast keine Infrastruktur vorhanden ist, ist es hier immer ruhig. Ebenso in den Orten rundherum, die noch keinen allzu großen Bekanntheitsgrad erlangt haben und eher zu den Geheimtipps in der Toskana gehören. Da wäre etwa Sansepolcro, eine kleine Stadt mit zauberhaftem Ortskern und dem Museo Civico Sansepolcro mit Werken des Malers Piero della Francesca, der hier geboren wurde. Oder Anghiari, ein mittelalterlicher Weiler, der offiziell zur Vereinigung der „Borghi più belli d’Italia” (schönste Dörfer in Italien) zählt. Auch Caprese Michelangelo befindet sich ganz in der Nähe des Lago di Montedoglio – hier wurde der weltberühmte Maler Michelangelo Buonarroti geboren, dessen Geburtshaus heute als Museum besichtigt werden kann.
Lago Trasimeno, Umbrien

Der Trasimenische See (Lago Trasimeno) ist – nach Gardasee, Lago Maggiore und Comer See – der viertgrößte See Italiens. Dennoch sind hier keine Touristenmassen anzutreffen, an dem See in Umbrien herrscht vielerorts noch Ruhe. Rund um den Trasimenischen See finden sich Bed & Breakfasts und Agriturismi, von Bettenburgen keine Spur – der perfekte Ort also, um das authentische Italien und die häufig noch unbeachtete Region Umbrien besser kennenzulernen.
Castiglione del Lago ist eine der schönsten Städte am Seeufer, ikonisch sind die Burg namens Rocca del Leone und die alte Stadtmauer. Von Castiglione aus haben Reisende den perfekten Blick auf den Lago Trasimeno. Ebenfalls sehr sehenswert: das Fischerdorf San Feliciano, das seiner Historie mit dem Museum of the Trasimeno Lake Fishing alle Ehre erweist. In Tuoro sul Trasimeno hingegen erfahren Gäste alles über die Schlacht von Hannibal gegen die Römer im Jahr 217 v. Chr., die am Trasimenischen See stattfand und über die ein Museum im Palazzo del Capra berichtet.
Auch im Trasimenischen See gibt es Inseln: die Isola Maggiore und die Isola Polvese. Beide können per Boot erreicht werden. Die Isla Polvese bietet eine unvergleichliche Naturidylle mit Botanischem Garten, die Isla Maggiore besticht vor allem durch den mittelalterlichen Kern mit engen, gepflasterten Gassen, einem Kloster und Olivenhainen rundherum.
Übrigens: In der Nähe des Sees befinden sich die beliebten Ausflugsziele Montepulciano und Assisi sowie Perugia.
Lago d’Orta, Piemont

Auch der Lago Maggiore hat einen kleinen, aber nicht minder schönen Nachbarn: den Ortasee, Lago d’Orta. Mit einer Länge von 18 Kilometern und einer Breite bis zu 2,5 Kilometern ist das Gewässer schnell per Auto oder Rad umrundet, es empfiehlt sich, verschiedene Orte am Ufer wie Omegna, Pella oder San Maurizio d’Opaglio anzusehen. Am schönsten ist aber sicherlich Orta San Giulio am Ostufer des Sees – mit zahlreichen süßen Boutiquen und Cafés in der autofreien Altstadt. Wer mag, kann auch Fähren oder Wassertaxen nutzen, um die unterschiedlichen Dörfer auszukundschaften.
Per Fähre kommen Sie auch auf die Insel Isola San Giulio, die im südlichen Teil des Ortasees eingebettet liegt. Eine interessante Legende umwabert dieses Eiland: Angeblich handelte es sich dabei einst um einen kahlen Felsen, der vor allem Schlangen und Monstern Zuflucht bot – bis im Jahr 390 San Giulio an Land ging, hier eine Kirche gründete und die Insel in ein Zentrum des evangelischen Glaubens verwandelte. Die Basilika San Giulio können Gäste noch heute besuchen.
Der Lago d’Orta bietet darüber hinaus verschiedene Strände, Wander- und Radwege sowie besondere Aussichtspunkte. So etwa die Kirche Sacro Monte di Orta, Wallfahrtsort und UNESCO-Welterbe, die sich oberhalb von Orta San Giulio befindet und zu der es sich bestens wandern lässt.