Großes Ägyptisches Museum: Gizehs neuer Schatz

Lang ist es her, als die Ägyptische Regierung unter dem damaligen Präsident Husni Mubarak zu Beginn der 1990er Pläne für ein neues archäologisches Museum der Superlative bekannt gegeben hatte. Mehr als 30 Jahre sollte es dauern, bis aus ambitionierten Ideen Realität wurde.
2009 begannen die Arbeiten an der gigantischen Baustelle mit Aussicht auf die Pyramiden von Gizeh. Dass das wachsende Gebäude spektakulär werden sollte, war von außen schon lange erkennbar. Ein Blick in das Innere des Großen Ägyptischen Museums, dessen Sammlung mehr als kostbare 50.000 Artefakte umfasst, blieb Neugierigen bisher jedoch verwehrt. Das ändert sich nun.
Großes Ägyptisches Museum öffnet erste Galerien

Mit mehreren Soft Openings gewährt das Große Ägyptische Museum ersten Besucher Einblicke in eine beeindruckende Welt vergangener Zivilisationen. Die ersten Ausstellungsräume sind seit Mitte Oktober geöffnet.
Gäste haben ab sofort Zugang zu zwölf Galerien mit einer Fläche von 18.000 Quadratmetern. Ein Ticket kostet zum jetzigen Zeitpunkt umgerechnet etwa 22 Euro.
Mit der schrittweisen Öffnung wolle man „die Fähigkeiten testen, Besucher zu empfangen“, sagte der stellvertretende Antikenminister Al-Tajib Abbas. Nach seiner offiziellen Eröffnung wird der Bau den Titel als größtes archäologisches Museum der Welt innehalten.
Termin für die offizielle Eröffnung unbekannt

Wann das Große Ägyptische Museum vollständig für die Öffentlichkeit zugänglich ist, steht derweil noch in den Sternen. Ein Termin für die seit Jahren erwartete große Eröffnung ist nicht bekannt.
Die Galerie mit den glänzenden Schätzen des altägyptischen Kindkönigs Tutanchamun etwa - das unbestreitbare Highlight der weltweit einzigartigen Sammlung - sei immer noch geschlossen, hieß es aus dem Antikenministerium. Für die offizielle Eröffnung gebe es derzeit keinen genauen Zeitplan.
Lange beheimatete das Ägyptische Museum am zentralen Tahrir-Platz in Kairo die wichtigsten antiken Schätze des Landes. Weil es dem Andrang aber kaum gerecht wurde, gibt es seit 1992 Bestrebungen, ein Museum außerhalb des Zentrums zu errichten.
Highlights im Großen Ägyptischen Museum

Die Hauptgalerien im Großen Ägyptischen Museum zeigen Schätze aus prähistorischen Zeiten bis in die Ära des Römischen Reiches um 400 n. Chr. Präsentiert werden die wertvollen Ausstellungsstücke der Menschheitsgeschichte anhand der drei zentralen Themen Königtum, Gesellschaft und Glaube.
Zu den Relikten, die jetzt schon zu sehen sind, zählen die kolossale Statue von König Ramses ll., der hängende Obelisk am Eingang des Museums und die Siegessäule von König Merneptah. Entlang der großen Treppe des Gebäudes wurden mehr als 60 beeindruckende Königsstatuen, Säulen und Sarkophage arrangiert.
Den Höhepunkt der Sammlung wird künftig die Tutanchamun-Galerie mit unzähligen Schätzen aus dem Leben des jungen Pharaos bilden. Bisher ist dieser Abschnitt noch nicht einsehbar. Stattdessen gibt eine immersive Ausstellung Ausblick auf das, was Besucher nach der offiziellen Eröffnung erwartet.
Neben den großen Ausstellungshallen sind ein Kindermuseum, öffentliche Gärten und eine Commercial Area mit Restaurants, Cafés und Geschäften Teil des Museums.



Baukosten überschreiten Milliarden-Grenze

Rund 30 Jahre nach Ankündigung sind die Bauarbeiten des Projekts mit Kosten von rund einer Milliarde US-Dollar inzwischen abgeschlossen. Die wichtigsten Teile der Sammlung vom Tahrir-Platz sind zum Großen Ägyptischen Museum oder in andere Häuser umgezogen.
Verantwortlich für den Bau der Superlative, der vom Erscheinungsbild der Pyramiden und der umliegenden Wüste inspiriert wurde, ist das Architekturbüro Heneghan Peng aus Dublin. Wichtige Achsen und Sichtlinien des Hauses wurden auf die zwei Kilometer entfernten Pyramiden abgestimmt, so dass diese von den gewaltigen Fensterfronten des Museums gezielt in Szene gesetzt werden. Das fertige Gebäude umfasst mehr als 24.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche sowie ein 50 Hektar großes Gartengelände.
Vergangenes Jahr kamen rund 15 Millionen ausländische Besucher nach Ägypten. Für viele von ihnen zählt ein Besuch der Pyramiden von Gizeh und die Besichtigung antiker Schätze zum Pflichtprogramm. Der Krieg im benachbarten Gazastreifen sowie die akute Wirtschaftskrise in Ägypten gelten als Gründe, warum die Eröffnung des neuen Museums immer wieder verschoben wurde.
– mkr mit dpa