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Städtereisen

Bunte Stadt am Tejo: 7 Geheimtipps für Lissabon

Teresa Salgueiro Lenze leitet seit fünf Jahren die Deutsche Schule in der portugiesischen Hauptstadt. Merian verrät sie ihre liebsten Restaurants und Unterkünfte in Lissabon.

Datum 07.11.2023

Fantastische Aussichtspunkte, eine lebendige Kultur und herrlich duftende Fischgerichte: das alles ist Lissabon. Die portugiesische Hauptstadt ist längst kein Geheimtipp mehr und doch gibt es in den Gassen der Altstadt Alfama noch immer viel zu entdecken. 

Gemeinsam mit der Portugiesin Teresa Salgueiro Lenze begeben wir uns in ihrer Heimat auf die Suche nach den besten Restaurants und Hotels der Stadt

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„Casa do Alentejo“: Kulinarische Heimat

Rua das Portas de Santo Antao © IMAGO/agefotostock
Quirliges Nachtleben auf der Rua das Portas de Santo Antão in Lissabon.

Mein Vater wuchs in einem Dorf im Alentejo auf, meine Mutter ganz in seiner Nähe auf einem Monte, diesen alten Landgütern, die auf den Hügeln der beinahe endlos wirkenden Landschaft im Süden Portugals thronen. Wenn ich im quirligen Lissabon Sehnsucht nach der kulinarischen Heimat meiner Eltern verspüre, führen mich meine Schritte unweigerlich in die Rua das Portas de Santo Antão im Herzen der Stadt. 

In der Nummer 58 residiert seit 1932 die „Casa do Alentejo“: Hinter der unscheinbaren blassbeige getünchten Fassade öffnet sich ein orientalisch inspirierter Innenhof mit Springbrunnen, maurischen Fliesen und Intarsien. Hier kann man in aller Ruhe eine Kleinigkeit zu sich nehmen und sich wundern, dass dort draußen die große Stadt pulsiert. Auch im Haus gibt es viel zu staunen. Im oberen Geschoss laden zwei Ballsäle mit verspiegelten Wänden hin und wieder zum Tanz ein. Hier wird gelegentlich Livemusik aus dem Alentejo gespielt. Ach, ja, sehr gut essen kann man hier selbstverständlich auch. Schmeckt fast wie zu Hause.

„Eleven“: Traditionsgerichte neu interpretiert

Keine Frage, Joachim Körper ist ein fantastischer Koch, immerhin war der Deutsche aus Saarbrücken einer der ersten, der vor rund 30 Jahren begann, Portugals Traditionsgerichte auf ein neues Niveau zu kochen. Und sein Stockfisch mit Spinat und Garnelen ist absolut sensationell. Ich mag sein klar strukturiertes Restaurant „Eleven“ mit den riesigen Panoramafenstern aber noch aus einem anderen Grund: Denn das Lokal thront am oberen Ende des 25 Hektar großen Parque Eduardo VII., Lissabons grüner Lunge, und der Blick von hier über die Stadt könnte kaum fantastischer sein.

Und nach dem Essen lässt es sich wunderbar die paar Meter zur „Estufa fria“ schlendern, die unterhalb des Restaurants liegen. Das „unbeheizte Gewächshaus“, wie die Übersetzung lautet, wurde 1930 eröffnet. Hier sitze ich gerne auf einer Bank und blicke auf die wasserplätschernden Grotten, die wild und üppig umgeben sind von Sansevierien, Bananenstauden und Hortensien. Das urbane Rauschen der Stadt dringt hierher nur noch wie durch einen dichten Nebel. Eine Ruheinsel inmitten von Lissabon.

„A Vela latina“: Modernes Restaurant am Tejo

Der Torre de Belém ist eines der Wahrzeichen von Lissabon. © IMAGO/Zoonar
Lissabons Torre de Belém bei Sonnenuntergang

Das „A Vela latina“ liegt zwischen zwei Lissaboner Schönheiten: rechts erhebt sich die knapp 600 Jahre alte Torre de Belém und links weitet sich der mondäne Jachthafen „Zum guten Erfolg“ mit seinen schicken Schiffchen. Dazwischen sitzt das Restaurant flach und modern am Tejo-Ufer, ein perfekter Ort, der eigentlich zwei Lokale in einem vereint: Das namengebende „Vela latina“ mit seiner portugiesischen Küche und daneben, getrennt durch wandhohe Weinregale, das Nikkei, das Sushi auf Hochniveau serviert. 

Von hier aus lohnt sich ein längerer Spaziergang entlang des Tejo-Ufers zum berühmten Entdecker-Denkmal, zum großartigen „Centro Cultural de Belém“ mit seinem Museum oder zum Hieronymitenkloster, das auch nur einen Steinwurf entfernt ist. Oder man bliebt einfach nur auf der kleinen Terrasse sitzen, eine kühle Caipirinha in der Hand und genießt den Blick über den Fluss und seine rotleuchtende Brücke des 25. April.

„A Avó Tinha“: Essen wie bei Großmutter

Das Restaurant liegt in Arroios, einem bunten Viertel nördlich der Innenstadt, das noch nicht so viele Touristen entdeckt haben. Ich liebe hier den „Mercado do Arroios“, die kreisrunde Markthalle, die für mich zu den besten Stadtteilmärkten Lissabons gehört (der Fisch ist so frisch, man könnte glauben, er zuckt noch). Direkt an der Halle, mit Blick auf das geschäftige Treiben, hat der frühere Profifußballer Carlos Correia vor ein paar Jahren sein Restaurant „A Avó Tinha“ eröffnet. 

Sein Lokal ist so gemütlich einreichtet wie bei Großmuttern, dekoriert mit alten Nähmaschinen, mit Bastweinkrügen auf antiken Regalen, und das frischgezapfte Bier kommt schonmal im Blechnapf. Verbringt man mit dem Lesen der Karte zu viel Zeit, greift der Chef gerne mal mit einem „Ich mach euch mal was Schönes“ ein und füllt den Tisch mit „Naco da vitela“, „Polvo à lagareira“ und „Arroz de tamboril“. Auf den chefgemäßen Eingriff kann man aber getrost vertrauen, denn es schmeckt hier immer.

„Mesa de frades“: Kantine der Fadistas

Ein Fado-Musiker spielt auf seiner Gitarre. © Jacek_Sopotnicki/iStock
In vielen Lissabonner Restaurants gehört der Fado zum Abendprogramm.

Lust auf das Erkunden tiefer und geheimnisvoller Gefühle? In andere Welten eintauchen mit tragendem Gesang und virtuosem Zupfen der portugiesischen Gitarre? Lust auf Fado im besonderen Ambiente? Dann führt kein Weg am „Mesa de frades“ vorbei – eine kleine Kapelle, die einst zu einem Palast gehörte, den König Dom João V. (1689-1750) einer Geliebten schenkte, und die heute bekannt ist als Kantine der Fadistas. 

Die Wände zieren Fliesen aus dem 18. Jahrhundert, in dem kleinen Gewölbe treten viele junge Fadistas auf. Los mit dem Gesang geht es gegen 23 Uhr, die Künstler wechseln sich ab, oft springt auch jemand aus dem Publikum auf, um, hübsch improvisiert, ein Lied zum Besten zu geben. Das Essen ist hier gut, der Fado aber noch viel, viel besser. Der Musiktempel ist ein hervorragender Ort, um meine Saudade zu befriedigen, diesen Weltschmerz, den wir Portugiesen ja immer irgendwie mit uns herumtragen.

„La Villa Lisboa“: Italienische Abwechslung

Leiterin der Deutschen Schule in Lissabon: Teresa Salgueiro Lenze © Franz Lenze
Teresa Salgueiro Lenze zeigt uns ihre Lieblingsplätze in Lissabon

Für die Portugiesin in mir kann es eigentlich nicht genug Stockfischpasteten, Krabbenküchlein und Oktopus-Salat geben, aber ich kenne Freunde, die sich in ihren Ferien nach einigen Tagen auch wieder nach Konsenzfood à la Pasta und Pizza sehnen. Kein Problem! Sehr hübsch und entspannt geht das nämlich im „La Villa Lisboa“ gegenüber der Deutschen Botschaft und dem Goethe-Institut (ich empfehle hier unbedingt, durch den kleinen Park zu schlendern, der so traumhaft ist, wie der Kuchen, den sie hier servieren). 

Das Restaurant, das mitten im Park Campo dos Mártires da Pátria liegt, erinnert mit seiner leichten Architektur an ein Gartenhäuschen. Während man hier also in sommerlicher Atmosphäre seine Trüffelpasta schlürft oder seine Pizza Diavola genießt, kann man Enten, Hühner und Pfaue beobachten, die recht zahlreich zwischen Bäumen, Büschen und Parkbänken entlangschnattern.

„Vignette Collection Convent Square Lisbon“: Designhotel in Klostermauern

Gleich neben der berühmten Igreja de São Domingos steht übrigens Lissabons jüngstes Luxushotel, wofür das ursprünglich mit der Kirche assoziierte Dominikanerkloster aus dem 13. Jahrhundert geschmackvoll umgestaltet worden ist. Ein absoluter Wohlfühlort in diesem Designhotel ist der herrliche Innenhof, der zum Verweilen einlädt. Der symbolträchtige Kreuzgang an der Seite lässt die faszinierenden Geschichten erahnen, die sich im Kloster zugetragen haben, war es doch schon für die Nonnen und Mönche ein urbaner Rückzugsort zum Lebensabend unter Orangenbäumen. 

Eine moderne Skulptur nimmt heute das Orangenbaumthema auf. Die uralte Wasserstelle, die nur mit einer gläsernen Platte abgedeckt ist, bezeugt, dass sich an dieser Stelle einst eine der wenigen Frischwasserquellen der Stadt befand. Die Deluxe-Zimmer (18 bis 26 Quadratmeter) sind mit allem, was man sich als Gast wünscht, ausgestattet (Klimaanlage, schallisolierte Fenster, hervorragende Betten, geräumige Dusche). Die Lage des Hotels im Fußgängerzentrum ist perfekt für Touren im Herzen in der Innenstadt. Das „Vignette Collection Convent Square Lisbon“ zählt zur IHG Hotel & Resort-Gruppe.

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