Märchenhafte Schlösser und Burgen im Trentino

Sie sind erhaben, trutzig, wunderschön: Mehr als 200 Burgen und Schlösser zählt das Trentino. Im Mittelalter waren sie nicht nur Bollwerke gegen Feinde von außen, sondern auch Statussymbole für Macht und Einfluss der Grafen und Fürstbischöfe. Heute sind sie Touristenmagneten, Fotomotive – oder werden gar als Hotel genutzt. Vom Castel Thun im Norden des Trentinos über das berühmte Castello del Buonconsiglio in der Stadt Trient bis hin zum Castel Beseno bei Rovereto, sie alle haben eines gemeinsam: Sie verleihen dem Trentino einen verwunschenen Anstrich. Wir nehmen Sie mit auf eine Reise zu den schönsten Schlössern und Burgen der Region.
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Castel Thun: Herrschaftliche Burg im Val di Non

Über acht Jahrhunderte haben die Thuns die Geschicke des Trentino mitbestimmt. Übertragen auf die Verhältnisse des Mittelalters waren die Herren Thun echte Self-made-Talente, über ihren Grundbesitz und eine geschickte Heiratspolitik arbeiteten sie sich hoch zu den wichtigsten politischen Akteuren der Region. Ihre Burg in der Nähe des Dorfes Vigo di Ton diente seit Mitte des 13. Jahrhunderts als Sitz des Grafen von Thun.
Über eine Zugbrücke und durch das Spanische Tor gelangt man in den Innenhof, an dem sich der Palazzo Signorile erhebt. Wer dort hineingeht, sieht die Ahnengalerie derer von Thun und herrschaftliche Säle mit einer beeindruckenden Menge an Kachelöfen. Ein besonderes Highlight ist das mit Zirbelholz getäfelte Bischofszimmer aus dem 16. Jahrhundert. Lange lebte tatsächlich noch ein Thun auf der Burg, Zdenko Franz Thun Hohenstein starb 1982. Die Provinz erwarb seinen Nachlass, darunter eine kostbare Bibliothek und eine große Kunstsammlung.
Weil kaum eine Region im Trentino so reich an Schlössern ist wie das Val di Non und das Val di Sole, kann man hier von April bis September jeden Samstag sogar mit der Schmalspurbahn auf Burgentour gehen. Eine Panoramafahrt führt zu den Schlössern Thun, Valer, Caldes und San Michele.
Castello del Buonconsiglio: Die berühmteste Burg im Trentino

Im Norden der Altstadt von Trento erhebt sich die berühmteste aller Trentiner Burgen: Castello del Buonconsiglio. Die „Burg des guten Rats“ ist eine eindrucksvolle Mischung aus Wehrburg und Prunkschloss. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts war sie die Residenz der mächtigen Fürstbischöfe von Trento, heute ist sie der Sitz des kunsthistorischen Landesmuseums. Die Kernburg, Castelvecchio, entstand um 1240 für militärische Zwecke. Der nebenan liegende, prächtig ausgestattete Magno Palazzo wurde ab 1528 im Renaissancestil errichtet – Fürstbischof Bernhard von Cles war Mäzen vieler Künstler und wollte so mit den königlichen Höfen konkurrieren.
Einer der Höhepunkte des Schlossbesuchs ist der „Adlerturm“: Der Freskenzyklus „Ciclo dei Mesi“ gilt als Meisterwerk gotischer Wandmalerei, die „Monatsbilder“ zeigen Darstellungen der höfischen Gesellschaft und der Arbeit der Bauern im Jahresverlauf. Besucher:innen bekommen im 45-Minuten-Takt Zugang zu den Bildern, ein Audioguide erklärt die einzelnen Motive.
Fürstlich dinieren im Castel Toblino

Viele Mythen ranken sich um Schloss Toblino: Auf dieser Felszunge im Toblinosee sollen etwa Feen gelebt haben. Die berühmteste aller Legenden aber ist jene, wonach sich Fürstbischof Carlo Emanuele Madruzzo und seine Geliebte Claudia Particella in dieser romantisch gelegenen Festung trafen. Sicher ist: Schloss Toblino war lange die bevorzugte Ferienresidenz der Fürstbischöfe von Trento und ihrer illustren Gäst:innen, nachdem es Anfang des 16. Jahrhunderts zum Renaissanceschloss umgestaltet wurde. Große Künstler waren damals am Werk, teils dieselben, die auch den Magno Palazzo des Castello del Buonconsiglio ausschmückten.
Von der mittelalterlichen Burg ist noch der zylindrische Turm erhalten, heute beherbergt das Schloss ein elegantes Restaurant. Den besten Foto-Spot für die perfekte Sicht aufs Schloss findet man am Holzsteg entlang des Seeufers.
Castello di Avio/Sabbionara: Prächtige Anlage am Monte Vignola

Avio hat eine der ältesten Festungen der Region: Schon seit dem 11. Jahrhundert überblickt der trutzige Wehrturm am Hang des Monte Vignola das Vallagarina- und Etschtal. Die Grafen von Castelbarco erweiterten die Burganlage im südlichsten Zipfel des Trentino im 13. Jahrhundert. Immer wieder wechselten danach die Herren im Kastell, von den Venezianern über die Habsburger bis zu den Grafen von Arco. Schließlich ging die Burg 1977 an den italienischen Umweltdachverband FAI, der sie sorgfältig restaurieren ließ.
Die einstige Pracht lässt sich bei einem Besuch auch heute noch erahnen. Beeindruckend sind zum Beispiel die Kampfdarstellungen im Wachhaus und die „Camera dell’Amore“ im obersten Stock des Bergfrieds, hier zeigen Fragmente von Fresken aus dem 14. Jahrhundert höfische Liebeszenen.
Schlafen wie ein Kaiser im Castel Pergine

Schlafen wie ein König, das versprechen viele Hotels ihren Gäst:innen – aber schlafen wie ein Kaiser, das ist noch einmal eine ganz andere Liga. In der mittelalterlichen Burg im Valsugana-Tal ist genau das möglich: Schon Maximilian I., ab 1508 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, übernachtete während seiner Regentschaft mehrmals in dieser Festung, damals war das Castel Pergine noch im Besitz der Habsburger.
Heute dürfen sich Gäst:innen in der zum Hotel umgewandelten Burg selbst wie Hochadel fühlen – in einer der drei Turmsuiten zum Beispiel oder in den antik möblierten Zimmern, die zum Teil noch aussehen wie vor mehr als hundert Jahren. Nur um das Kaminzimmer im zweiten Stock sollte man nachts vielleicht einen Umweg machen: Der Legende nach spukt dort der Geist einer Frau. Aber was will man von einem echten Schloss auch anderes erwarten?
Castel Beseno und Castel Pietra: Hübsches Zweiergespann bei Rovereto

Doppelt hält besser: Auf einem Hügel nördlich von Rovereto thront das wuchtige Castel Beseno – gemeinsam mit dem darunterliegenden Castel Pietra war es jahrhundertelang ein wichtiger Verteidigungsposten an der Grenze zwischen Tirol und Venedig. Bis 1972 war Beseno noch im Besitz der Tiroler Adelsfamilie Trapp, heute widmet sich hier eine Ausstellung der Schlacht von Calliano, bei der 1487 die Tiroler unter Herzog Siegmund den Krieg für sich entschieden. In der Rüstkammer dürfen Besucher:innen Helme und Panzer anprobieren.
Die kleinere Burg Pietra kann nach Anmeldung ebenfalls besichtigt werden. Sehr schön ist eine Führung mit anschließender Verkostung des Schlossweins. Außerdem dient Castel Pietra als Eventlocation.
Castello di Arco: Die Ikone am Gardasee

Ein Würfelspiel, Dame oder eine Partie Schach? Am Hof der einflussreichen Grafen von Arco waren diese Vergnügungen sehr beliebt – das beweisen die Fresken aus dem 14. Jahrhundert, die noch heute im sogenannten „Spielzimmer“ zu bestaunen sind.
Die Burg Arco auf dem Felssporn über dem Sarcatal gilt als Ikone am nördlichen Gardasee. Erstmals genannt wird sie im 12. Jahrhundert, die Grafen verließen sie 1703 nach einer heftigen Bombardierung im Zuge des Spanischen Erbfolgekriegs. Auch als Ruine inspirierte die Burg noch viele Künstler:innen, besonders als Arco um 1900 zum Nobelkurort wurde. Dürer malte bereits 1495 ein Aquarell, das heute im Louvre hängt. Von Arco geht es zu Fuß etwa 20 Minuten relativ steil hinauf zur Burg. Nicht verpassen: das Felsengefängnis.