Tennessee Zur Elvis-Woche nach Memphis

Die spontane 1977er-Versammlung hat sich inzwischen zu einer perfekt organisierten Gedenkveranstaltung gemausert. Die Presley-Verehrer treffen sich vor der Graceland-Pforte mit brennenden Kerzen in der Hand zu einer Nachtwache, der stimmungsvollen "Candlelight Vigil". Gleichzeitig streiten Elvis-Nachahmer aus aller Welt darum, wem in diesem Jahr die Krone des einzig wahren King-Imitatoren gebührt. Ausgetragen wird dieser Wettkampf im altehrwürdigen Vergnügungsviertel Beale Street. Hier hatten Elvis und andere Rock'n'Roll-Bubis Anfang der 1950er-Jahre ihren afroamerikanischen Nachbarn die Grundmuster des Rhythm-and-Blues abgelauscht.
Große Eröffnung vor der Graceland-Villa
Eröffnet wird die Elvis-Woche mit einem Rock'n'Roll-Konzert vor der Graceland-Eingangspforte. Aber es wird nicht nur gerockt und gerollt zu seinen Ehren. Eine Elvis Gospel Celebration erinnert daran, dass der unanständig mit den Hüften wackelnde Star eigentlich ein frommer Junge war. Die in Europa nur wenig bekannten Presley-LPs mit Spiritual-Gesängen wurden schließlich mit drei Grammys ausgezeichnet, für seine Rock'n'Roll-Hits bekam der Schluckauf-Virtuose kein derartiges Lob von den Grammy-Juroren.

Noch ein paar Schritte weiter sind einige Memorabilien ausgestellt, die in der pompösen Graceland-Villa kaum ihre Wirkung entfalten könnten. Zum Beispiel ein Brief, in welchem die Plattenfirma BMG/RCA seinen alten Freunden aus Tupelo 1991 mitteilte: "Die chinesische Regierung hat Elvis Presley mit sofortiger Wirkung von der Liste der verbotenen Künstler gestrichen. Seine Platten sind nun für eine Milliarde Chinesen verfügbar." Und der BMG/RCA-Mitarbeiter fügt hinzu: "Während der Jahre ihrer Isolation kannten die Chinesen nur drei westliche Namen – Jesus, Elvis, Richard Nixon."

Weitere Zöglinge von Sam Phillips waren der Klavierzertrümmerer Jerry Lee Lewis und der Tränendrüsendrücker Roy Orbison. Und natürlich Ike Turner, der später das Geld seiner Ehefrau Tina verkiffte und verkokste. Zum Glück wurde jenes Bild, das Tina Turner von ihrem Ex später zeichnete, inzwischen von den Musik-Historikern korrigiert. Wegen "Rocket 88", das er 1951 im Sun Studio aufnahm, gilt Ike Turner als Erfinder des Rock'n'Roll.

Die Geburtsstätte des Rock'n'Roll steht in Memphis an der Union Avenue, Ecke Sam Phillips Avenue. Jane White führt Besucher durch diese Kultstätte. "Alle Musiker fragen mich immer, wo Elvis hier gesungen hat", plaudert sie aus undzeigt auf ein Mikrophon, das da heute noch steht. "Egal ob Mick Jagger oder Elton John oder wie sie alle heißen – die stellen sich dort hin und fangen spontan an zu singen." Nur einer nicht. "Als Bob Dylan unser Studio besichtigte, war er stumm vor Ergriffenheit. Anschließend hat er an jener Stelle, wo sein Idol 'That's Alright Mama' gesungen hatte, den Boden geküsst."