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Kultur

Fallas in Valencia: Frühlingsfest der Superlative

Wenn im spanischen Valencia die Fallas beginnen, herrscht in der gesamten Stadt Ausnahmezustand. Die traditionsreiche Fiesta dauert mehrere Tage und kündigt lautstark den Frühling an. Merian erklärt, was es mit den Fallas auf sich hat.

Text Alexandra Frank
Aktualisiert 12.02.2024

Irgendwann ist er gekommen, der Moment, in dem all die Mühe und Arbeit der vergan­genen Monate, das Formen und Feilen, Mes­sen und Malen einfach in Flammen aufge­hen. Wenn sich die kunstvoll arrangierten, mit lie­bevollen Details und satirischem Witz gewürzten Figuren-Ensembles dem Feuer geschlagen geben müssen. Zarte Antlitze, listige Grimassen, paus­bäckige Gesichter verrußen erst langsam, lodern dann leuchtend, und am Ende bleibt nichts als Asche zurück.

Jedes Jahr im Frühjahr verwandelt sich die spanische Stadt Valencia in eine brodelnde Feuerhölle. Anlässlich der Fallas de Valencia gestalten Künstler:innen der Region imposante Werke aus Pappmaché. Während der Festivitäten, die mehrere Wochen andauern, werden die gigantischen Figuren ausgestellt und schließlich von großem Jubel und lautem Feuerwerk begleitet, feierlich niedergebrannt. 

Fallas von Valencia: Frühlingsfest mit langer Tradition

Feuerwerk über den Stadttoren von Valencia © IMAGO / ZUMA Wire
Feuerwerk über den Stadttoren von Valencia

Am Josefstag neigen sich die Fallas dem Ende zu und Hunderte Kunstwerke brennen. Start der Frühjahrsfeier ist bereits der letzte Sonntag im Februar, wenn die Fallera Mayor – die Fallas­-Königin – das Fest offiziell eröffnet und Pyro­techniker:innen mit der täglichen „Mascletà“ beginnen, einem zischenden und knallenden Böllerfeuerwerk auf dem Rathausplatz. 

Bis Mitte März werden die Fallas­-Figuren aufgestellt und verwandeln die Stadt in ein riesiges Freilichtmuseum. Paraden und Um­züge starten in beleuchteten Straßen, dazu gibt es Wettbewerbe und Vereinsfeste, begleitet von Kapel­lenmusik und nächtlichen Feuerwerken. Und bei der „Ofrenda“ ziehen Zehntausende Falleras zur Plaza de la Virgen, um der Schutzpa­tronin der Stadt Blumen darzubringen.

Wann finden die Fallas von Valencia statt?

Fallas-Figur auf dem Plaza de la Virgen © Gonzalo Azumendi/Alamy Stock Photo
Eine Fallas-Figur auf dem Plaza de la Virgen

Eine Warnung vorab: Halbe Dinge sind im März in Valencia nicht möglich. Es ist ähnlich wie beim Kölner Karneval – entweder man reist an, um das Event mit Haut und Haaren zu erleben, oder man meidet diesen Zeitraum besser. Offi­zieller Start ist in diesem Jahr der 1. März 2024 wenn der Bürgermeister der Fallas-­Königin auf dem Stadttor Torres de Serranos den Schlüssel der Stadt über­gibt. 

Ab dem 1. März findet täglich um 14 Uhr ein Böllerfeuerwerk auf dem Rathausplatz statt: die Mascletà. An den Wochenenden gibt es zusätzlich Umzüge, Paraden und musikalische Veranstaltungen. Wenn alle Fallas-Skulpturen stehen, erleuchten nachts bunte Feuerwerke über dem Turia-­Park den Himmel. 

Bei der Blumengabe am 17. und 18. März zie­hen Zehntausende Trachtenträger mit Musikkapellen zur Plaza de la Virgen, um die Schutzpatronin Virgen de los Desam­parados mit Blumen zu schmücken. Am Abend des 18. März feiert ganz Valencia die Feuernacht Nit del Foc auf dem Paseo de la Alameda. Zum Höhepunkt des Festes am 19. März werden die Skulpturen verbrannt, begleitet von ausgelassenen Straßenfesten.

Geschichte: Warum feiert man die Fallas?

Bunte Fallas-Figuren in den Straßen von Valencia © David Mark/Pixabay
Mit großem Aufwand und Mühe werden die Fallas-Figuren in Handarbeit gefertigt.

Entstanden ist die Tradition der Fallas im 18. Jahrhun­dert, als Zimmerleute am Ende des Winters ihre Werkstätten ausmisteten und alles, was sie nicht mehr brauchten, zu Haufen gestapelt in Brand setz­ten. Irgendwann schmückten einige von ihnen Holz­stücke und Stroh mit Stoffresten. Und im Laufe der Zeit wurden aus den brennenden Vogelscheuchen immer kunstvollere Konstrukte, die um die 15 Me­ter hoch sind und aus unzähligen kleinen Figuren („Ninots“) und Schmuckelementen bestehen. 

„Die bislang größte Fallas­-Skulptur war 40 Me­ter hoch und hat 400.000 Euro gekostet“, weiß Paco Pellicer, Vorsitzender der Vereinigung der Fallas­-Künstler:innen. Er und seine Kolleg:innen arbeiten oft monate­lang an ihren Entwürfen, an vielen lässt sich Zeit­geist, Mode und gesellschaftliche Kritik ablesen. „Wie beim deutschen Karneval werden häufig Auto­ritäten, Politiker und andere Persönlichkeiten kari­kiert und aufs Korn genommen“, sagt er. Oft werden er und sein Team darauf angesprochen, ob sie nicht traurig seien, wenn die Kunstwerke aus Holz, Pappmaché, Gips oder Styropor am Ende der Fallas in Flammen aufgehen. „Aber dafür sind sie schließ­lich gemacht“, sagt er. „Das ist wie eine Paella. Die lässt man ja auch nicht stehen, weil man sie zu scha­de für den Verzehr findet.“

Fallas-Museen: Fallas zu jeder Jahreszeit

© Paula Fenollera/Unsplash
Auf dem Plaza de la Virgen wird eine meterhohe Holzstatue der Heiligen Jungfrau aufgebaut.

Am Josefstag gehen alle Skulpturen in Flammen auf. Alle? Nein, denn seit 1934 wird Jahr für Jahr jeweils ein „Ninot“ per Abstimmung be­gnadigt und darf ins Museo Fallero ein­ziehen. Dort kön­nen sich Besucher über das Fest infor­mieren, Bilder, Skulpturen und Plakate bewundern sowie Porträts von Fallas­-Königinnen. Und noch ein Haus bietet rund ums Jahr Einblicke in das größte Event der Stadt. Im Museum der Fallas-Künstler steht der künstlerische Entstehungspro­zess der teils meterhohen Skulpturen im Vordergrund.

Fallas-Werkstätten und Workshops: Eigene Figuren formen

Bunte Fallas-Figuren in den Straßen von Valencia © TXP/Pixabay
Die Fallas-Feste enden in der Noche de la Cremà, dem Abend an dem die Fallas verbrannt werden.

Wer wissen möchte, wie die Fallas-Künstler:innen arbeiten, sollte einen Spazier­gang durch die Ciudad Fallera machen. Hier reihen sich etwa in der Calle de la Marquesa de Paterna Werkstätten an­einander, in denen ab Januar emsig an neuen Figuren gearbeitet wird. Die meis­ten Künstler:innen haben nichts dagegen, wenn Besucher:innen ihnen über die Schulter schau­en. Einige bieten auch Workshops an, bei denen die Teilnehmer:innen selbst kleine Pappmachéfiguren herstel­len können. Buchen kann man diese über den Fallas­-Verband, der Vorsit­zende Paco Pellicer spricht deutsch.

Einkaufen: Geschäfte mit Fallas-Tradition

Traditionsläden wie „Alvaro Moliner“ oder „Albaes“ bieten eine riesige Auswahl an edlen Seidenstoffen, Gewändern und typi­schem Fallera­-Schmuck. Moderne Turn­schuhe, Taschen und Gürtel aus dem Trachtenstoff sowie Accessoires und Shirts mit Fallas-­Motiven gibt es bei „Espai Ripalda“, gleich nebenan von Alvaro Moliner.

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