Schweiz Sehenswertes im Kanton Tessin

Dieses Licht! Sobald man die Alpen durchquert hat und aus dem Dunkel des Gotthardtunnels auftaucht, da umhüllt es einen. Mit all seiner Wärme. Mit all seiner Leichtigkeit. Dieses Licht ist wie das große Versprechen des Südens, und seit gut 120 Jahren folgen ihm Menschen aus dem Norden hierher – ins Tessin. Die meisten kommen seit jeher wegen der lieblich blauen Seen mit ihren palmengesäumten Ufern.
Als 1882 die Gotthard-Bahnlinie eingeweiht wird, beginnen viele reiche Europäer zum ersten Mal, sich für den Kanton zu begeistern, und schon bald reihen sich am Luganer See und am Lago Maggiore die Grandhotels aneinander. Einige von ihnen haben bis heute überlebt – doch weitaus mehr hat sich verändert im Tessin.
Der Kanton mag kaum mehr Einwohner haben als mancher deutsche Landkreis, es sind knapp 350 000, aber der Lebendigkeit und der Schaffensfreude der echten Tessiner tut dies keinen Abbruch.
Der einstige Jetset-Treff Ascona zum Beispiel erlebt mit einer Reihe hipper Bars und Restaurants eine kleine Renaissance. Nicht weit entfernt entsteht mit dem "Locarnese" gerade der zweite Schweizer Nationalpark. Und dann wäre da noch der Tessiner Stararchitekt Mario Botta, der selbst mit stolzen 71 Jahren seiner Heimat spektakuläre Bauten schenkt.
Ein Ratschlag: Fahren Sie in die Täler und übernachten Sie in einem urigen "Rustico". Wer diesen Kanton verstehen will, muss die kleinen Orte in den Tälern aufsuchen, dort, wo die Tessiner selbst noch ihre Volksfeste feiern und ihre alten Lieder mit Freude an die nächste Generation weitergeben.
Weitere Informationen über das Tessin: www.ticino.ch

Viel zu sehen: Er liegt da wie hingetupft, eine türkisfarbene Perle mitten im Pioratal, umrahmt von wilder Romantik: der beliebte Ritomsee. Enzian säumt sein Ufer, Steinböcke tanzen auf den Hängen, und im Wasser tummeln sich die Forellen. Der Gletschersee, der von Piotta mit der Seilbahn (siehe nächstes Foto) zu erreichen ist, wurde 1918 zum Stausee – und befindet sich in bester Gesellschaft. Denn um ihn herum hat die Natur 20 Bergseen in nur drei Täler hineingesprenkelt. Alle gut erschlossen, ein Paradies für Wanderer.

Mit dem Zug zur Spitze: Mit einer maximalen Steigung von 87,8% ist die 1921 eröffnete Ritom-Standseilbahn eine der steilsten der Öffentlichkeit zugänglichen Standseilbahnen der Welt. Die zwölfminütige Fahrt nach Piora überbrückt 786 Höhenmeter – der Blick von dort ist den Nervenkitzel aber vollkommen wert.

Glorreiche Sieben: Viele Urlauber fahren auf der Autostrada einfach an Giornico vorbei. Ein Fehler, denn die sieben Kirchen in dem schönen Ort sind berühmt für ihre Wandmalereien. Und die San-Nicola-Kirche gilt zudem als der bedeutendste Bau der Romanik im Tessin.

Blumenmeer: Wenn im März Abertausende Blüten das gesamte Seeufer von Locarno überziehen, läutet das Kamelienfest "Locarno Camelie" den Frühling ein. In Japan steht die exzentrische Blume für Zufriedenheit. Diese strahlt auch der Tessiner Kamelienpark aus – eine Ruheoase auf 10 000 Quadratmetern.

Geschüttelt, nicht gerührt: Einmal James Bond sein! Sich wie 007 in "GoldenEye" die 220 Meter von der Mauer des Verzasca-Staudamms stürzen und vom Bungee-Seil abgebremst werden. Hoffentlich.

Steinreich: Der Legende nach sind die fürs Tessin so typischen "Rustici" von herzensguten Fabelwesen in einer einzigen Nacht aus magischen Steinen errichtet worden. Sie sollten armen Menschen und ihren Tieren ein Obdach geben. Heute sind die typischen Steinhäuser, die sich im Maggiatal, in Onsernone und Centovalli finden, oft romantischer Rückzugsort für Feriengäste.

Röstfrisch: Die Kastanie war das Brot der Armen, einst Grundnahrungsmittel im Malcantone oberhalb von Lugano. Ein eigener Wanderweg informiert heute hier über die Frucht, die mittlerweile als Delikatesse gilt, z.B. als Kastanienpolenta oder "Vermicelles", ein süßes Dessert.

Stars unter Sternchen: So viel Glamour! Das seit 1946 bestehende Internationale Filmfest von Locarno gehört zu den ältesten weltweit. Die Hauptattraktion sind die Freiluftaufführungen auf der Piazza Grande. 8000 Cineasten schauen dann im Sommer unterm Sternenhimmel auf die Großleinwand. Als Prämie wird jährlich der Goldene Leopard ausgelobt.

Schrumpfschweiz: Flächenmäßig ist sie ja ohnehin nicht die Größte, aber jährlich wollen eine Viertelmillion Besucher die Schweiz noch eine Spur kleiner sehen. Möglich ist das im Swissminiatur-Park in Melide am Luganer See, wo im Maßstab 1:25 das Berner Bundeshaus ebenso wie das Matterhorn, Gondeln, Züge und sogar das Heidi-Dorf originalgetreu nachgebildet worden sind.

Eisgekühlt: Im Winter mit Schnee gefüllt, im Sommer der perfekte Kühlschrank aus Stein: Am Monte Generoso im Maggiatal finden sich noch 70 alte Schneegrotten, genannt Nevere, von denen zehn durch einen Wanderweg verbunden sind. In den oft runden Bauten bewahrten die Bauern während der Alpzeit ihre Milch auf.