Fluchten am Rhein Sieben Ziele für Entdecker
Den Drachenfels besteigen, das Wahrzeichen Siegburgs bestaunen oder durch die Täler des Siebengebirges wandern – manchmal macht es Spaß, Bonn hinter sich zu lassen. Die Fahrt zu unseren Lieblingsorten im Umland dauert nie länger als 40 Minuten.

Siegburg
Bis ins 17. Jahrhundert war Siegburger Keramik in ganz Europa bekannt. Die Tradition führt heute nur noch das »Atelier Hasenberg« weiter – mit eigener Siegburg-Kollektion. Auf den Keramikstücken wird die Silhouette der Stadt gezeigt, die von der Kirche
St. Servatius und dem Michaelsberg geprägt ist. Die dreischiffige Emporenbasilika wurde im 12. und 13. Jahrhundert in romanischem und gotischem Stil gebaut und ist damit die älteste noch erhaltene Kirche Siegburgs. In ihrer Schatzkammer sind Schreine und Tragaltäre aus spätromanischer Zeit zu sehen. Den besten Blick auf die 40000-Einwohner-Stadt hat man vom Michaelsberg. Dort gründete der Kölner Erzbischof Anno II. 1064 eine Benediktinerabtei. Nach Bränden im 18. Jahrhundert wurde sie durch einen barocken Gebäudekomplex ersetzt. Heute leben dort Patres der Ordensgemeinschaft der »Unbeschuh- ten Karmeliten«. Im Sommer hat man von der Terrasse des Restaurants Anno17 einen schönen Ausblick; hier gibt es auch den Abteihonig zu kaufen.

Bad Honnef
Als »Rheinisches Nizza« soll Alexander von Humboldt Bad Honnef bezeichnet haben. Eine halbe Stunde von Bonn entfernt liegt die 25 000-Einwohner- Stadt direkt am Rhein. Spazieren Sie durch die Luisen-, Haupt- und Königin-Sophie-Straße und bewundern Sie die prachtvollen Fachwerkhäuser, Gründer- zeitvillen und Jugendstilhäuser. Unter den vielen Geschäften in der Fußgängerzone schätzen Literaturliebhaber besonders die gut sortierte Buchhandlung »Karl Werber«. Ein schöner Ort, um in Ruhe zu schmökern, ist das »Kaffeehaus Nottebrock«. Dank seiner fast 100-jährigen Geschichte, des guten Frühstücks und der selbstgebackenen Torten ist es eine echte Institution in der Stadt.

Drachenfels und Drachenburg
Hier soll Siegfried gegen den Drachen gekämpft haben – zumindest gilt der Drachenfels seit den 1820er Jahren als Schauplatz der Nibelungensage. Wer den 321 Meter hohen Berg zu Fuß besteigt – seit 1883 fährt auch die Drachenfelsbahn von der Talstation in Königswinter bis nach oben –, begegnet der Legende zum Beispiel an der Nibelungenhalle. Diese wurde 1913 zum 100. Geburtstag Richard Wagners gebaut und später durch eine Drachenhöhle mit großem Betondrachen ergänzt. Auf halber Höhe des Drachenfels sollten Sie unbedingt einen Stopp einlegen (hier hält auch die Drachenfelsbahn) und die Drachenburg besichtigen. Das märchenhafte Schlosswurde 1882 bis 1884 im Stil des Historismus unter Mitarbeit von Wilhelm Hoffmann, einem Schüler des Kölner Dombaumeisters, gebaut. Heute finden hier Konzerte und Feste statt. Das Schloss beherbergt auch das Museum zur Geschichte des Naturschutzes in Deutschland. Am Gipfel des Berges werden Sie mit einem Panoramablick über das Rheintal belohnt – bei gutem Wetter bis zum Kölner Dom.

Remagen
Wer mit dem Zug Richtung Remagen fährt, kommt bei einem Highlight der 18000-Einwohner-Stadt an: demBahnhof Rolandseck. Er wurde 1856 im klassizistischen Stil als Endhaltepunkt der Strecke Köln-Bonn gebaut und entwickelte sich im Laufe der Jahre zum beliebten Ausflugsziel. Auch Clara Schumann und die Brüder Grimm waren zu Gast. Der Galerist Johannes Wasmuth machte den Bau nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Künstlerbahnhof. Marguerite Arp-Hagenbach, die zweite Frau des Malers, Grafikers und Bildhauers Hans Arp, gab nach dessen Tod einen Teil seines künstlerischen Nachlasses an den Bahnhof ab. Heute beherbergt er – seit 2007 durch einen vom amerikanischen Architekten Richard Meier entworfenen Neubau ergänzt – eine große Sammlung mit mehr als 400 Werken von Hans Arp und seiner ersten Frau, Sophie Taeuber-Arp, darunter Holzreliefs und Skulpturen. Ergänzt wird die Sammlung durch Wechselausstellungen mit Werken Alter Meister sowie zeitgenössischer Kunst. Gönnen Sie sich nach dem Museumsbesuch noch eine Pause im sehr schönen »Bistro Interieur No. 253«,das vom Berliner Künstler Anton Henning gestaltet wurde. Zwei Bahnstationen weiter, im Zentrum von Remagen, stehen Sie vor den markanten Brückenköpfen der Ludendorff-Brücke, auch bekannt als »Brücke von Remagen«. Sie war beim Rückzug der deutschen Wehrmacht 1945 beschädigt worden und brach vor Ende des Zweiten Weltkriegs zusammen.

Siebengebirge
Anders als der Name vermuten lässt, besteht das Siebengebirge nicht nur aus sieben, sondern aus über 40 Gipfeln. Allerdings sind es sieben Berge, die die Silhouette des Gebirges prägen: Drachenfels, Wolkenburg, Petersberg, Nonnenstromberg, Lohrberg, Löwenburg und der Große Oelberg. Der Name leitet sich aber vermutlich vom Wort »siffen« ab, was das Siebengebirge als »Tal der kleinen Wasserläufe in schluchtartigen Tälern« beschreibt. Durchs Siebengebirge führen 40 der insgesamt 320 Kilometer des Rheinstiegs – ein Wanderweg, der von Bonn bis Wiesbaden reicht. Als Rundweg auf dem Rheinstieg führt auf gut 11,5 Kilometern die »Runde Sieben« zu vielen Ausblickpunkten: vom Drachenfels geht es nach Rhöndorf weiter bis zur Ruine Löwenburg. Dann weiter steil bergauf bis zur Dreiseenblickhütte auf dem Erpelntalskopf und schließlich zurück nach Königswinter. Auf der Strecke laden viele Gaststätten zur Rast ein.

Petersberg
Im Schatten von Kopflinden sitzt man im Biergarten auf dem Petersberg mit Blick auf Drachenfels, Drachenburg und das Rheintal, dazu gibt’s Wein oder Bier, preiswerte deutsche Hausmannskost wie den Petersberger Brotzeit-Teller oder am Nachmittag leckere Kuchen und belgische Waffeln. Der Biergarten gehört zum »Steigenberger Hotel«, das seit 1990 die Anlage im Siebengebirge betreibt. In dem Anwesen auf dem Petersberg, gebaut im 19. Jahrhundert von einem Parfümfabrikanten, wurde deutsche Geschichte geschrieben: Hier handelte Adenauer im Herbst 1949 mit der Alliierten Hohen Kommission das »Petersberger Abkommen« aus, das den Besatzungsstatus lockerte und der Bundesregierung mehr Souveränität verschaffte. Als sich mit dem »Deutsch- landvertrag« 1952 der Besatzungs- status endgültig auflöste, verließ die Alliierten-Kommission den Petersberg. Das Anwesen wurde als Hotel wiedereröffnet und diente der Bundesregierung als Anwesen für Staatsempfänge: Erster offizieller Gast war 1954 Kaiser Haile Selassie von Äthiopien.

Konrad Adenauer Haus in Rhöndorf
Er habe sich nur wegen seines nahegelegenen Wohnhauses für Bonn als Hauptstadt eingesetzt: Mit diesem Vorwurf sah sich Adenauer oft konfrontiert. 1936 kaufte er das am Hang gelegene Grundstück in Rhöndorf und ließ sich dort ein Haus mit Blick über das Rheintal bauen. Das ist samt Inneneinrichtung im Originalzustand erhalten. Bei einer kostenlosen Führung kann man durch den denkmalgeschützten Garten zum Haus spazieren, dabei unter anderem Adenauers bekannte Rosen bewundern und in den Pavillon schauen, den er nach seinem Rücktritt eigens zum Verfassen seiner Memoiren errichten ließ. Direkt daneben liegt eine Bocciabahn, die von Straßenlaternen beleuchtet wird – Zeit für seine Leidenschaft, die Adenauer im Urlaub am Comer See entdeckte, fand er nur spätabends. Der Rundgang führt auch in und ums Wohnhaus: Im Wohn- und Empfangszimmer staunt man über Adenauers hochkarätige Gemäldesammlung, durch die großen Fenster kann man von außen einen Blick in Adenauers Schlaf- und Speisezimmer werfen. Weitere private Einblicke sowie einen Überblick über den politischen Werdegang Adenauers bietet die Ausstellung im modernen Gebäude direkt beim Wohnhaus.